Montag, 1. Februar 2010

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Montag, 25. Januar 2010

25. Tag, 3. Winter

Ich bin stolz auf mich, dass ich es schaffe meine Liebe zu Eduard und mein restliches Leben gerade so gut unter einen Hut zu bringen.

Ich lasse mich weder durch den einen Faktor noch durch den anderen Faktor beeinflussen oder verunsichern, ich schaffe es ihm zuzuhören und ihn zu verstehen während ich meine täglichen Aufgaben im Haushalt erledige.
Ich schaffe es auch, ihn nicht mehr zu ernst zu nehmen. Ich begegne seinen wenigen Ausbrüchen (bis jetzt dreimal!!!) mit Ruhe und Verständnis. Früher bin ich oft verzweifelt in Tränen ausgebrochen. Ich schaffe es ihn meist durch Chat, im schlimmsten Fall aber auch am Telefon zu beruhigen und umzustimmen. Sein Zustand ist also immer noch gleich schlecht, aber trotzdem reagiere ich gefasster.

Ich bin stolz auf mich. Das darf ich doch sein?!

Donnerstag, 21. Januar 2010

21. Tag, 3. Winter

Die beiden letzten Tage waren anstrengend und haben mich meine ganze Kraft gekostet. Es geht ihm nicht gut und mir fällt wieder ein, warum ich so viel Zeit mit ihm verbracht habe - einfach nur um zu erfahren warum es ihm schlecht geht und zu versuchen, diese Informationen aus ihm herauszuquetschen.
Es erfüllt mich mit Glückseligkeit, wenn er hinterher schreibt, dass es ihm etwas besser geht und noch mehr freue ich mich dann, wenn er von selbst ein "Ich liebe dich" herausbekommt, ohne dass ich ihn vorher dazu auffordern muss.

Er macht sich sehr viele Sorgen, mit meinem erneuten Auftauchen kam nicht nur Zuversicht und Hoffnung für ihn auf - nein, seit jeher bin ich Eduard's Hoffnung und auch seine Verzweiflung.

Um seinen inneren Konflikt zu verstehen, versuche ich einfach seine Sorgen zu schildern.
Er, der mich liebt und mich heiraten will, möchte für mich sorgen, ganz dem Bild seiner Gesellschaft entsprechen und er will dass sich seine Frau und die zukünftigen Kinder auf ihn verlassen können. Er will, dass ich dem Bild der typischen Hausfrau entspreche, dass ich zwar unabhängig im Haushalt, aber abhängig von seinem Geld bin.
Er sieht dabei jedoch nicht das Glück, was wir beide gerade in diesen Momenten teilen, wenn wir zusammen sind - er sieht immer nur nach vorne, sieht sich als Versager auf ganzer Linie und sorgt sich um das Geld, das Haus und die Kinder welche noch nicht einmal existieren.
Er will mich nicht hängen lassen und würde mich lieber aufgeben, als mich zu enttäuschen. Er will gleichzeitig mich nicht verlieren und empfindet es als höchstes Glück, so geliebt zu werden, wie er es durch mich erfährt. Gesellschaftlicher Zwang und persönliche Ziele konfrontieren miteinander und wirken auf ihn ein. Und ihn, der eine schwache Psyche besitzt, stürzt das natürlich in Verzweiflung und es entwickelt sich Hass gegen mich und alle anderen Menschen seiner Umwelt. In Situationen in denen es ihm schlecht geht, steht unsere Beziehung immer auf Messer's Schneide. Egal, ob ich der Auslöser dafür bin, oder nicht.

Die sensibelsten und emotionalsten Sätze findet er sowieso, wenn ich es nicht erwarte.
"Danke dass du mich so sehr liebst!" meinte er letztens und machte mich damit sprachlos.

Meine ganze Kraft opfer ich also zur Zeit nur, um ihm zu zuhören, ihn zu verstehen, ihm alles zu erklären, ihm neue Perspektiven zu geben und ihn glücklich zu machen.

Leider muss ich mir auch eingestehen, dass ich ein Mittel entdeckt habe, ihn immer umzustimmen, ihn immer an mich zu binden, egal in welch verzweifelter Situation er sich grad befindet - eine bestimmte Geste, eine gewisse Andeutung und ich kann ihn umstimmen. Er ist halt doch nur ein Mann...

Dienstag, 19. Januar 2010

19. tag, 3 Winter

Und schon wieder habe ich jemanden für Eduard aufgegeben.

Das Abkoppeln von der Außenwelt, von Anders-denkenden geht immer sehr schnell. Es wird vorher schon durch ihn festgelegt, mit wem ich reden darf, mit wem ich mich treffen darf und was mein Hobby sein kann und was nicht. Er hat das Monopol, mein Leben festzulegen, denn er hält meine Abhängigkeit fest in seiner Hand.

Ich habe die Möglichkeit, mich daran zu halten oder ihn zu verärgern. Natürlich trenne ich mich lieber von Freunden und Bekannten als von ihm.
Kleine Opfer müssen gebracht werden und in all den Jahren empfand ich dies nie als falsch.
Es ist schwer für Ausstehende das zu verstehen.

Gerade leide ich sehr unter seiner Emotionslosigkeit. Ich darf aber nicht an seiner Liebe zweifeln.

Montag, 18. Januar 2010

18. Tag, 3. Winter

Beim Lesen der letzten Einträge fällt mir auf, wie ungeordnet mein Geist und meine Seele sein mussten, da ich es nicht einmal fertig brachte, darüber zu schreiben, worum es hier eigentlich geht.
Ich war die erste Woche nach Eduards plötzlichem Auftauchen so überwältigt, ich konnte es kaum in Worte fassen. Ich wusste nur, dass ich es jemand erzählen musste. Deshalb kam dieser Blog zu Stande.
Eduard selbst weiß nichts davon und soll es zunächst auch nicht erfahren. Immerhin schreibe ich hier meine Gedanken auf, die er vielleicht nicht mögen würde....

Worum geht es also genau in diesen Beschreibungen? Vielleicht denken einige, ich möchte einfach nur Trost in dem Niedergeschriebenen finden, um eine verzweifelte Liebe zu verarbeiten. Dies ist jedoch falsch. Auch schreibe ich das nicht, weil ich damit andere informieren möchte, nein dafür sind meine Schilderungen nicht präzise genug und zudem sehr subjektiv.

Dieser Blog beschreibt einfach nur die persönlichen Erfahrungen, die ich in der Partnerschaft mit einem Schizophrenen mache.

Eduard leidet an hebephrener Schizophrenie und damit ist grundsätzlich eine Partnerschaft nur erschwert, meist gar nicht möglich. Bei Eduard sind Wahrnehmung und Realität komplett verdreht, er erlebt Dinge, die für uns "Normale" schwer nachzuvollziehen sind und stößt dabei auf großes Missverständnis. Eduard zeichnet sich vor allem durch seine Stimmungsschwankungen aus, durch seine depressiven aber auch manischen Phasen, durch eine Emotionslosigkeit aber auch durch seine unendliche Genialität.
Eine Heilung gibt es bis dato nicht. Er nimmt Tabletten aber ohne Verbindung mit einer Psychotherapie. Eigentlich wäre diese auch nur stationär möglich.
Seine Krankheit erkennt er selbst nicht an.

Was macht Eduard so besonders, dass ich ihn so sehr liebe und all das auf mich nehme, um bei ihn zu sein? Diese Frage werden sich viele jetzt stellen.
Beantworten kann ich sie natürlich nicht, es sind Gefühle, die ich nicht beschreiben kann, es sind Charaktereigenschaften und Denkweisen die mich an ihm faszinieren.
Ich hoffe jedoch, dass ich Eduard im Laufe des Blogs so gut charakterisieren kann, dass man meine Liebe zu ihm versteht und vielleicht auch meine Intention sieht, trotz der schlechten Heilungschance bei ihm zu bleiben.

Inzwischen kenne ich Eduard fast 4 Jahre und ich weiß allmählich mit seiner Krankheit umzugehen. Ganz verstehen werde ich sie natürlich nie und ich habe es inzwischen auch aufgegeben, ihn durch "meine Liebe zu heilen".

Trotzdem möchte ich nachfolgend von ihm und mir erzählen...

Sonntag, 17. Januar 2010

17. Tag, 3. Winter

Freude und Liebe erfüllt mein Herz. Ich fühle mich wieder wie im ersten Winter, ganz am Anfang, wo ich mich vorsichtig an ihn herantasten musste und trotzdem wusste, dass ich schon Liebe empfand und ihn am liebsten damit überhäuft hätte.

Heute war ein wunderbarer Tag. Obwohl ich erst am späten Nachmittag dazu kam, ihm zu schreiben, war das Ergebnis sehr befriedigend.

Der Grund für sein spätes Erscheinen war, dass er sich mit einem Freund oder Kollegen in der Stadt zum Abendessen getroffen hatte. Allein dieser Fakt ließ mich aufhorchen - dass Eduard das Haus verließ um sich mit Anderen zu treffen war höchst selten. Auf jeden Fall damals.
Doch nun erzählte er fröhlich von dem treffen. Erwähnte kurz, dass er diesem Kollegen auch von mir erzählt hatte. Ich wollte nicht fragen, was genau er gesagt hatte, aber natürlich freute ich mich, so erwähnenswert zu sein. Fish and Chips waren sie essen, ein nettes Restaurant mit vielen Ausländern. Er beschrieb mir alles genau, fragte sogar wie mein Tag war. Meinte auch, dass er mit mir in dieses Restaurant essen gehen will. Unglaublich. Ich war begeistert.

Eduards gesundheitlicher Zustand ist stabil wie nie, seine Aufmerksamkeit, seine Offenheit und sein ruhiges Verhalten überraschen mich sehr und erfreuen mich um so mehr. Er sprach zusätzlich von einer Möglichkeit eine Arbeit zu finden, ich wünschte ihm viel Glück.

Und weiter ging unser Gespräch, ich stellte ihm eine andere Frage, die mich schon lange quälte.

"Was werden wir tun, wenn wir uns wieder treffen?"

In meinem Kopf hatten sich schon die unmöglich schönsten Dinge abgespielt, für mich blieb es nicht bei einer Tasse Kaffee, allein schon aus dem Grund, da wir täglich mit anderen Medien kommunizierten uns aber nie berühren konnten.

Mein Körper verzehrt sich immer noch genau so nach ihm wie meine Seele und auch weil er noch immer ein so hübscher Mann ist, komm ich nicht umhin, mir die herrlichsten Dinge auszumalen.

Eduard fühlt noch wie ich. Dafür braucht es keine Worte.

"Mir ist es egal, wo wir uns treffen, ich will dich einfach nur küssen und im Arm halten!"
"Das will ich auch!"

Er beendete das heutige Gespräch mit einer Entscheidung. Und einem bekräftigenden
"Ich liebe dich!"


Nur eins machte mir Sorgen - als er ein Medikament vor meinen Augen schluckte und ich ihn fragend ansah meinte er nur: "Sonst höre ich die Stimmen und kann einfach nicht einschlafen!"

Er ist also immer noch mein Eduard...

Samstag, 16. Januar 2010

16. Tag, 3. Winter, abends

Nun weiß ich nicht, wie er auf meine letzten Worte reagiert hat und mein Herz befindet sich wieder in diesem alt vertrauten Zustand von Angst, Bangen und Hoffen.
Ich weiß nicht, ob andere dies schon einmal gefühlt haben, für mich war das in der Anfangsphase meiner Beziehung zu Eduard ein alltägliches Gefühl. Jeden Morgen bin ich mit der Angst aufgewacht, nicht mehr seine Nummer 1 zu sein, gleichzeitig habe ich gehofft, dass er keine Schritte gegen mich unternehmen würde.

Gerade haben wir wieder darüber geredet. Es kam dazu, weil wir zusammen ein Spiel gespielt haben, auf ganz neutraler Basis, wir haben während dem Spiel nicht einmal miteinander geredet, beide waren wir aufs gewinnen konzentriert.
Doch er brach plötzlich ab, mit der Begründung er könne das Spiel nicht mehr spielen, obwohl er gerade am Gewinnen war.
Als ich ihn davon überzeugte, rutschten mir schon wieder die drei Worte heraus.
"Ich liebe dich!". Und eine Weile kam keine Antwort.
Doch dann seine Reaktion: "Ich liebe dich auch."

Stille in meinem Herzen. Ich wollte den Moment festhalten, tief aus- und einatmen und verstehen was Glück ist. War das nicht Glück?! Das endlich wieder der Mann mir sagt, dass er mich liebt, von dem ich es mir immer noch gewünscht hatte?!

Doch dann begannen wir über ein heikles Thema zu reden, Themen die er nicht mochte und die er an mir nicht sehen wollte.
Ich hätte ihm zu Liebe all meine Gewohnheiten und Hobbies aufgegeben. Oder sagen wir es so - ich bin dabei.

Jetzt grade kommt er zurück. Ich hab die Chance nochmal mit ihm zu reden....
Ich muss sie ihn Angriff nehmen.